Der will doch nur spielen!
Das Spiel ist für jeden Hund dabei die beste Möglichkeit, Vertrauen aufzubauen, geistig gefördert zu werden, gesetzte Grenzen zu akzeptieren und Aufmerksamkeit zu erhalten. Hundehaltung ist immer aktiv. Ein Hund baut immer zu dem ein Vertrauen auf, der sich mit ihm beschäftigt, der ihn lenkt und mit ihm spielt. Kinder sind deshalb auch ein guter Spielpartner für den Hund. Wenn sich beide an gesetzte Spielregeln halten, entsteht zwischen ihnen ein vertrauensvolles Band voller Zuneigung und Harmonie. Die dafür notwendigen Regeln müssen allerdings von den Erwachsenen eingefordert werden und sollten gleichmäßig auf Kind und Hund verteilt werden. Der Mensch ist der Spielführer, Kind und Hund hingegen die Spieler mit eigenen Aufgaben.
Das richtige Spiel ist vermutlich der wichtigste Garant für die Integration eines Hundes in das Familiengefüge. Dabei erhält er nämlich nicht nur rationale Einflüsse, sondern auch emotionale. Er wird nicht nur ausgelastet, sondern erfährt im gemeinsamen Spiel auch Nähe zu den anderen Familienmitgliedern.
Wird der Hund weder körperlich noch geistig ausgelastet, sucht er sich Ersatzbeschäftigungen. Er verliert zusehens Interesse an den Familienmitgliedern und reduziert den Kontakt. Er wird selbständig und trifft seine eigenen Entscheidungen. Bei jedem Spaziergang sucht er Kontakt mit Artgenossen, folgt jedem fremden interessanten Geruch und lässt sich immer weniger abrufen, weil die Bindung verloren gegangen ist. Zuhause sucht er sich ebenfalls „Nebentätigkeiten“ und spielt dann oft mit Möbeln, Kleidungsstücken und anderen menschlichen Besitztümern. Ein Hund kann schließlich keine Preisschilder lesen! Ein gelangweilter Hund ist ein frustrierter Hund und schnell gereizt. Das kann auch schnell mal in Aggression umschlagen. Wer einen glücklichen ausgeglichenen Familienhund will, sollte ihn in Schwung halten, ihn fordern und Zeit mit ihm verbringen.
Spielen bedeutet für den Hund weit mehr als nur Spaß und Abenteuer. Spielen ist Training, Ausprobieren, Kommunikation und Beschäftigung. Bis zur vierten Woche spielen die Welpen „vor sich hin“, das Muttertier hält sich zurück. Erst danach wird auch sie spielerisch aktiv, animiert und fordert die Welpen heraus. Dabei kontrolliert die Hündin die Abläufe und die Regeln. Das sieht für Außenstehende manchmal ziemlich hart und rabiat aus. Aber sie signalisiert ihrem Nachwuchs nur deutlich, wer hier das Sagen hat. Wer die Möglichkeit hat, das zu beobachten, kann viel lernen..
Es gibt viele Spielvarianten. Das beginnt bei Rennspielen, bei denen Schnelligkeit, Beweglichkeit, Sprünge, Stoppen und Beschleunigung trainiert werden. Auch Rollenspiele gehören ins vielseitige Repertoire unserer vierbeinigen Freunde. Dominante Hunde spielen dabei mal das Opfer und umgekehrt. Hunde kopieren auch Alltagssituationen. Da geht es um Beutefang und Kampfsequenzen. Das Schnauzebeißen oder der Kehlenbiss gehören dazu, auch Zerrspiele sind sehr angesagt. Dabei folgen diese Spiele festen Regeln, damit aus Spaß nicht „aus Versehen“ Ernst wird. Hunde sind sehr kreativ und flexibel, wenn sie spielen. Das ist ein wichtiger und fester Bestandteil ihres Sozialverhaltens. Nicht nur junge Hunde spielen, auch die Erwachsenen regeln die Beziehung und den Status untereinander oft spielend.
Das Spiel gehört in die Mensch-Hund-Beziehung und muss Bestandteil des alltäglichen Miteinander in der Familie sein. Über das Spiel baut sich Bindung und Vertrauen auf, doch es gehört weit mehr dazu als stupides Ballwerfen und Apportieren. Sie sollten - wie die Hündin ihre Welpen - dabei anleiten, animieren, aktiv handeln und motivieren. Wenn Ihr Hund bereits durch einen langen Spaziergang ausgelastet ist oder einfach nur schlafen will, können Sie das Spielzeug getrost in der Kiste lassen. Spielen Sie mit Ihrem Hund, wenn Sie merken, dass er anfängt sich zu langweilen und bevor er irgendeinen „Blödsinn“ treiben kann.
Spiele für Zuhause:
1. Bindungsspiele
Rollenspiele können gut aus einer Kuschelphase heraus eingeleitet werden. Hierbei schlüpfen Sie symbolisch in eine untergeordnete Rolle zu Ihrem Hund und animieren ihn dabei zu einem Wechselspiel. Umklammern Sie Ihn legen Sie sich auf ihn drauf, stupsen Sie ihn an, raufen Sie eine Runde mit Ihrem Liebling. Sollte der Hund dabei Grenzen übertreten, vielleicht fest zubeißen oder kratzen, müssen Sie schnell wieder in eine übergeordnete Rolle wechseln. Eine kurze Zurechtweisung mit einem scharfen, tiefen „NEIN“ begrenzt und leitet gleich wieder in das Spiel über. Bindungsspiele sind körperlich. Sie berühren den Hund und halten ihn auch mal in bestimmten Positionen, um ihn gleich wieder zu entlassen. Packen Sie ruhig mal die Pfoten Ihres Hundes und drehen Sie ihn auf den Rücken, halten Sie ihm die Schnauze zu oder greifen rein. Ihr Hund wird das emotional positiv verknüpfen. Und das hat auch einen guten Nebeneffekt: Zukünftig wird es leichter fallen, bei Verletzungen oder der Fellpflege die empfindlichen Körperbereiche zu berühren. Kinder haben oft eine ganz natürliche Art in ein Bindungsspiel zum Hund einzuleiten. Hunde hingegen tolerieren vieles, was Kinder in ihrer Art und Weise tun. In diesem Spiel sollten die Eltern allerdings immer mit dabei sein und frühzeitig Überreaktionen beider drosseln und beruhigend einwirken.
2. Such/Nasenspiele
Such und Nasenspiele eigenen sich hervorragend, um den Hund geistig zu fördern. Sie können dazu ein wenig Futter in eine Decke einwickeln und gehen danach gemeinsam auf die Suche. So lernt der Hund bereits Zuhause, mit seinem Menschen zu arbeiten und gemeinsam erfolgreich zu sein. Auch hier ist es wichtig, Abläufe einzubauen. Bringen Sie den Hund in eine Ausgangsposition („Sitz“ oder „Platz“), am besten in seinem Körbchen. Verstecken Sie das Suchobjekt und geben ihm das Freizeichen zur Suche. Zeigen Sie ihm zwischendurch ruhig, wo er mal suchen sollte und etwas finden kann. Die ganze Familie, besonders die Kinder, können dafür hervorragend eingespannt werden. Die Erwachsenen übernehmen die Schiedsrichterrolle und fordern Verhaltensweisen ein, die Kinder dürfen verstecken und die Hunde suchen. Nach dem Sucherfolg freuen sich alle gemeinsam über die tolle Leistung des Hundes. Um die Sache noch interessanter zu gestalten, können Sie Ihrem Hund beibringen, ganz bestimmte Dinge zu suchen. Verstecken Sie einen Ball und ein Gummiknochen auf verschiedenen Plätzen. Schicken Sie dann Ihren Hund mit dem Kommando „Bring Bällchen“ los. Bringt er Ihnen nicht den gewünschten Gegenstand, ignorieren Sie ihn. Kommt er mit dem Bällchen zurück, loben Sie ihn. Anschließend ist der Gummiknochen dran. Dieses Spiel fordert und fördert gleichzeitig sein Denkvermögen. Wenn Sie merken, dass Ihr Hund sich anfängt zu langweilen, bringen Sie einen dritten, vierten Gegenstand ins Spiel. Sie werden sich wundern, wie viele Gegenstände Ihr Hund lernt, zu unterscheiden. Ausrangierte geeignete Spielsachen der Kinder, werden somit zum Hundespielzeug. Kinder trennen sich dafür auch sehr gern von alten Sachen.
3. Intelligenz/Konzentrationsspiele
Zur Förderung der Intelligenz bieten sich sog. Intelligenzspielzeuge an. Der Hund wird über die Futtermotivation animiert, selbstständig Lösungen zu finden, um an die im Objekt versteckte Leckerei zu gelangen. Kinder haben oft viel Spaß daran, diese Objekte mit Futter befüllen zu dürfen, sie dann dem Hund zu präsentieren und finden es auch super spannend dem Hund schließlich beim „Knobeln“ zuzusehen. Denn was für sie leicht erscheint, ist für Hunde eine große Aufgabe. Das steigert auch das Selbstwertgefühl des Kindes. Es müssen aber nicht nur mechanische Objekte sein, an denen sich Ihr Hund abarbeiten kann. Auch gezielte Übungen erfüllen ihren Zweck und fördern die geistige Beweglichkeit. Nutzen Sie dabei die Lernmethode der operanten Konditionierung. Geben Sie dem Hund eine Aufgabe, lassen Sie ihn nach Lösungswegen suchen und belohnen Sie ihn, wenn er richtig reagiert. Hütchenspiele eignen sich dazu hervorragend. Drei Becher, ein Leckerchen! Legen Sie unter einen Becher die Leckerei, wirbeln die Becher etwas durcheinander und lassen den Hund dann mit der Nase suchen. Wenn er sich für einen Becher entschieden hat, soll er sich bemerkbar machen. (Vorsitzen, Pfote drauf, Umstoßen). Dem Hund beizubringen, etwas zu balancieren, fördert seine Konzentration. Beginnen Sie zunächst mit einem Tuch, dass Sie auf seinen Kopf legen und motivieren ihn mit einer Leckerei so zu verharren. Geben Sie ihm, wenn er brav wartet, das Futter und im nächsten Moment ziehen sie das Tuch vom Kopf. Klappt das, tauschen Sie das Tuch mit einem etwas schwereren Objekt, vielleicht ein passendes weiches Kuscheltier, aus. Wenn auch damit die Übung funktioniert, steigern Sie diese mit etwas noch schwererem, vielleicht eine Art Würfel aus Stoff oder einen Plastikbecher.
Draußen:
1. Tobespiele/Apportierspiele
Was drinnen gut ist, kann draußen nicht schlecht sein. Tobespiele und Apportierspiele fördern die Bindung. Apportieren bedeutet für einen Hund zunächst etwas abzugeben, was zwei wollen. Damit er Ihnen die Beute freiwillig hergibt, müssen Sie ihn mit etwas viel Besseres „bestechen“. Eine Art Tausch, Ball gegen Futter oder Seil gegen Ball, oder auch Ball gegen Ball – Sie haben die freie Wahl. Tun Sie so, als ob Sie sich für die Dinge, die Ihr Hund gerade besitzt, überhaupt nicht interessieren, weil Sie ja etwas viel Interessanteres in der Hand halten, Sobald Ihnen ihr Hund sein Objekt präsentiert, beschäftigen Sie sich mit ihrem. Ist er in unmittelbarer Nähe, bieten Sie ihm das Tauschgeschäft an. Da kann ihr Hund garantiert nicht nein sagen. Es läuft hier wie in der Schule: Die Pausenbrote der Klassenkameraden schmecken immer besser! Diese Spiele sind deshalb wunderbar für Kinder geeignet. Denn grade sie spielen sie täglich untereinender und kennen die Tricks, über die Körpersprache etwas interessant zu gestalten. Aber die Regel muss lauten: Hund will, was Kind hat und nicht umgekehrt! Toben muss sein, Ihr Hund hat vier Beine und noch mehr Power. Hunde lieben es, in der Erde zu graben und zu buddeln. Jetzt müssen Sie ihm nur noch beibringen, auf Kommando mit der Pfotenschaufelei zu beginnen. Setzen oder legen Sie Ihren Hund dazu zunächst ab. Zeigen Sie ihm sein Lieblingsspielzeug oder etwas Futter. Scharen Sie, sichtbar für ihn, die Erde etwas auf und lassen das Spielzeug hinein fallen. Lassen Sie ihn nicht sofort an die Stelle, erhöhen Sie ruhig die Spannung indem sie ihn noch etwas warten lassen. Lassen Sie seinen Motor ruhig etwas warmlaufen. Dann geben Sie ihm das entsprechende Hörzeichen (z.B. Gold, Trüffel) und zeigen auf die entsprechende Stelle. Freuen Sie sich überschwänglich mit ihm, wenn er Futter oder Spielzeug hervor buddelt. Nach einigen Wiederholungen können Sie Dinge auch verstecken, ohne dass er zuguckt. Das ist dann wieder eine tolle Aufgabe für Kinder. Die kindliche Kreativität beim Verstecken hält die Spannung hoch. Führen Sie ihren Hund im Anschluss an die Stelle, zeigen darauf und lassen ihn buddeln. Später müssen Sie auch nichts mehr vorher vergraben. Lassen Sie ihn hier oder da buddeln und während dessen fällt der Ball oder etwas Futter in das entstehende Loch. Animieren Sie ihn, während er für Sie gräbt, denn Sie sind ein Team!
2. Such/Nasenspiele
Aufbauend auf der Apportierübung, setzen Sie doch einfach mal unterschiedliche Objekte, aus gleichem Material und selber Form und Größe für die Such und Nasenarbeit ein. Alle Gegenstände, bis auf einen, dürfen durch Sie nicht direkt berührt werden. Beginnen Sie zunächst mit insgesamt 2 – 3 Objekten. Also: 1-2 Objekte nicht berühren (mit einem Handschuh anfassen), ein Objekt berühren. Den Gegenstand, den Ihr Hund liefern soll, fassen sie mehrmals und etwas länger ohne Handschuh an. Ziel der Übung soll nämlich sein, dass der Hund den Gegenstand findet und bringt, der am intensivsten nach seinem Menschen riecht. Verteilen Sie die Gegenstände im Abstand von etwa einem Meter. Fordern Sie Ihn nun auf, den Gegenstand zu bringen. Liefert er den falschen, geruchslosen Gegenstand, ignorieren Sie ihn. Schauen Sie ruhig gelangweilt weg. Schicken Sie ihn erneut los. In dem Moment, wo er sich für den richtigen Gegenstand interessiert, bestätigen Sie seine Entscheidung überschwänglich. Klappt die Übung gut, erhöhen Sie den Schwierigkeitsgrad durch immer mehr Gegenstände und Möglichkeiten. Auch das ist eine Übung, die von Kindern schnell erfasst wird und in der Beschäftigung mit dem Familienhund durchgeführt werden kann. Lassen Sie zunächst zuschauen, was sie da machen und auf welche Besonderheiten geachtet werden muss. Dann lassen Sie Ihr Kind probieren. Sie werden erstaunt sein, wie viel Spaß und Freude beide miteinander haben werden und wie sich die Bindung zueinander gestaltet.
Lassen Sie Ihren Hund auf den Spaziergängen auch immer mal etwas suchen. Am besten geeignet ist sein Lieblingsspielzeug. Legen Sie den Hund zunächst ab, oder lassen ihn absitzen. Zeigen Sie ihm sein Spielzeug deutlich und gehen zu einem Versteck. Dort tun Sie so, als ob sie es verstecken und gehen zur nächsten Möglichkeit. Zu Beginn sollten drei Versteckvarianten ausrechen. Nun lassen Sie Ihren Hund suchen. Er wird entweder die Verstecke der Reihenfolge nach, oder in umgekehrter Reihe absuchen. Mit welcher Strategie er sucht, überlassen sie ruhig ihm. Über die sog. operante Konditionierung wird er bald den energiesparendsten und somit effektivsten Weg für sich herausfinden. Zeigen Sie Ihrem Hund lediglich ihre Freude, jubeln Sie ihm zu, wenn er auf dem richtigen Weg ist, das motiviert zu größeren Taten und das Spiel beginnt von vorn. Steigern Sie die Übung, in dem Sie die Anzahl der Verstecke erhöhen und diese immer weiter von einander entfernt sind.
3. Intelligenz/Konzentrationsspiele
Kopfarbeit muss gelernt sein, denn von Natur aus gehen Hunde immer einfache und unkomplizierte Wege. Aber im Prinzip funktioniert es so wie bei uns Menschen (und manchmal sogar besser): Aus Fehlern wird man klug. Das bedeutet für den Hund mehr Energieaufwand und er ist entsprechend schneller müde. Und das ist ja auch Sinn und Zweck der Übung. Beginnen Sie vielleicht mit leichten Spielchen, denn die führen nicht nur zu schnellen Lernerfolgen, hier können auch Kinder leicht mit einbezogen werden. Ein Hund lernt sehr schnell, sich um die eigene Achse zu drehen. Motivieren Sie ihn einfach mit etwas Futter, dass Sie in einer langsamen Drehbewegung um seinen Kopf kreisen. Ihr Hund muss sich nun einmal um sich selbst drehen um dem Futter zu folgen. Sprechen Sie dazu das Kommando „Kreis“ oder „Drehen“ aus. Später wird Ihr Hund Ihrem Kommando folgen und sich drehen wie ein Brummkreisel. Bestätigen Sie Ihn dann mit einem Leckerli nach der zweiten, dritten Runde usw. Sie können Ihrem Hund auch relativ schnell beibringen, auf Kommando durch Ihre Beine zu gehen. Stellen Sie sich dazu vor den abgesetzten Hund und grätschen die Beine soweit, dass er bequem durchpasst. Werfen Sie nun, sichtbar für Ihren Vierbeiner, etwas Futter oder sein Lieblingsball von vorn nach hinten durch Ihre Beine. Animieren Sie den Hund, das Futter oder sein Spielzeug zu holen. Klappt das gut, wird in der Folge der Wurf nur angedeutet. Läuft Ihr Hund erneut durch Ihre Beine, drehen Sie sich um und bestätigen ihn nun aus der Hand, mit dem Motivationsmittel. Verbinden Sie das Abrufen des Hundes zum Durchlaufen nun mit einem eigenen Hörzeichen. (z.B. „Höhle“, „Tunnel“ oder „Durch“ etc.)
Fazit: Ein Tier, das sich von Natur aus gerne bewegt, muss auch bewegt werden. Viele Hundeschulen und Vereine bieten in diesem Bereich ihre Dienstleistung an. Einfach mal vorbeischauen und prüfen, ob es Ihrem Hund und Ihnen selber Spaß macht, z.B.: www.dogcoach-hundeschule.de